Der zweite Roman von KommPlot-Autorin Charlotte Fondraz ist da! Ab dem 2.6.22 kannst du das Taschenbuch und das E-Book bei Weltbild bestellen. Der silberne Kessel, ein spannender historischer Roman, wird auch als gebundenes Buch erscheinen: Anfang 2024 beim Maximum-Verlag.

Ein spannender historischer Roman um einen sagenumwobenen Silberkessel

Die Kimbrische Halbinsel, im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung: Seit Langem kommen römische Kaufleute nach Jütland und handeln mit den dort ansässigen germanischen Stämmen. Wie in einem Schmelztiegel bevölkern neben den sesshaften Germanenstämmen reisende Händler, Vagabunden und Schausteller unterschiedlicher Herkunft das Land friedlich.

Dies ändert sich, als ein jütländischer Stamm seinen Handelsplatz von römischen Söldnern bewachen lässt. Die junge Kriegerin Erkenhild glaubt, dass auf diese Vorhut ein ganzes Heer aus Rom folgen wird, und will sofort einen Angriff führen. Doch der Heerkönig Thorwaltshunt zögert. Fürchtet er etwa die Römer? Erkenhild beauftragt die junge Diebin Katek, den sagenumwobenen Silberkessel aus einem verfluchten Grab zu stehlen, um ihn als Wunderwaffe gegen die Feinde einzusetzen. Schnell bekommt Katek zu spüren, dass sie nicht die Einzige ist, die den Kessel an sich bringen will…

Der Kessel von Gundestrup und seine Geschichte

Den Kessel aus dem Roman gibt es wirklich! Vor zweitausend Jahren in einem Torfmoor zurückgelassen, erst 1891 wiederentdeckt und noch immer voller großer und längst vergessener Geheimnisse.

Textprobe

Katek betrat den dämmerigen Thingplatz. Der Mond stand über dem Erlenbruch, sein Licht spiegelte sich im Teich. Sie sprang auf einen flachen Findling des Steinkreises, direkt vor Wolfspelz. „Guten Abend, Fremder.“ Nun waren sie auf gleicher Höhe.

„Du bist Katek?“ Seine Stimme klang rau, aber heller als erwartet. Vielleicht war er noch jung. Er roch wie ein Gadscho, nach Gülle und nach Rosenöl. Der Mantel dagegen war typisch für Reisende, Geruch und Kleidung passten nicht zusammen.

„Ja, so heiße ich“, sagte sie gedehnt, „und du bist einer, der seinen Namen nicht nennen will, stimmtʼs?“

„Nenn mich Odinssohn.“

Katek lachte. Na klar, so hieß hier wohl jeder Dritte. „Thorssohn oder Odinssohn, ist mir egal. Was willst du von mir?“

„Ich brauche jemanden, der etwas für mich erledigt.“

Seine Augen lagen im Schatten der Kapuze, der untere Teil seines Gesichts wurde vom Mond beschienen. Er war glatt rasiert und faltenlos. Jede Wette, er hatte nicht viele Winter mehr erlebt als sie selbst.

„Aha“, sagte sie, „dann rück mal raus damit.“ Sie wippte mit den Füßen auf dem Stein.

„Die Sache lohnt sich. Aber ich suche jemanden, der keine halben Dinger macht.“

So wie er sprach, wollte er für einen Hehler durchgehen, aber die Worte klangen ungelenk in seinem Mund. Deswegen also trug er einen Wolfspelz über den Schultern, er hatte sich verkleidet. Er sollte aber nicht merken, dass sie seine Maskerade durchschaute. Katek grinste ihn an. „Da bin ich für dich die Richtige. Ich achte auf meinen Ruf. Deswegen hat mich jemand empfohlen, stimmtʼs? Ich will nur zufriedene Kunden.“

Wolfspelz, der gern Odinssohn genannt werden wollte, nickte. Seine Augen blitzten unter der Kapuze hervor. „Ja, das habe ich gehört. Und auch dass du nicht so ein Schisser bist wie manche andere.“

„Genau. Und dafür verlange ich einen ordentlichen Lohn.“ Sie tippte mit ihren Stiefeln auf den Stein. „Erzähl, worum geht’s?“

„Grabraub.“

Dunners, Grabraub war gefährlicher als Mord. „Gut.“ Sie nickte, als ob sie täglich in Gräber einsteigen würde. „Wo, was?“

Charlotte Fondraz schreibt spannende historische Romane. Zuvor war sie als Anthropologin und als Übersetzerin tätig. Sie lebt abwechselnd in Bremen und in Bordeaux.

In Charlottes erstem Roman „Der Prinz im Labyrinth“ erzählt die Autorin den Mythos um den Minotaurus neu. Erfahre hier mehr zu dem Kretaroman!